Vorarbeit
Wir haben das Glück nur wenige Kilometer von einer Kinderwunschklinik in Baden-Württemberg entfernt zu wohnen.
Aber als erstes ging es darum zu klären, ob lesbische Frauen dort überhaupt behandelt werden. Die Entscheidung obliegt dem Klinikchef und ist leider auch in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Also studierten wir deren Homepage und entdeckten dort den Hinweis, daß auch Frauen in einer „eingetragenen Lebenspartnerschaft“ behandelt werden.
Die Behandlung muss selbst bezahlt werden. Es sei denn es würde zufälligerweise die Frau aus gesundheitlichen Gründen nicht schwanger werden können. Aber daß ein Kinderwunsch bei zwei Frauen wohl weniger an der gesundheitlichen, als an der biologischen Machbarkeit scheitert, sollte allen klar sein.
Wir entschieden uns dazu, dort einen Termin zu vereinbaren… gesagt, getan…
Unterlagen/Fragebögen
Wir bekamen Unterlagen zugesandt, welche wir ausgefüllt zum Termin mitbringen sollten.
Leider war hier eindeutig zu erkennen, daß dies Standard-Unterlagen sind, welche für Heterosexuelle Paare ausgelegt sind. Das fanden wir etwas schade, denn wir sind ja „Selbstzahler“… Und so eine Behandlung kostet im 4-stelligen Bereich!
Wir ließen uns davon nicht entmutigen und füllten fleißig die Fragebögen aus. Allerdings verstanden wir nicht warum ich, die geplante „Co-Mutter“, so Dinge wie „wie oft haben sie Sex“ oder Ähnliches ausfüllen sollte und so ließen wie dies frei, denn in unserem Fall lag ja eindeutig keine Zeugungsunfähigkeit von mir vor 😉
Die Kopie der Lebenspartnerschaftsurkunde sollten wir auch mitbringen.
Der 1. Termin
Nach langen sechs Wochen hatten wir dann endlich unseren Termin im September. Man könnte es auch Vorstellungstermin nennen, denn wie bereits erwähnt muss kein Klinikchef eine Behandlung durchführen, wenn er es persönlich nicht „verantworten“ kann. Dementsprechend aufgeregt waren wir…
Beim Empfang in der Klinik wurden unsere Unterlagen entgegen genommen und wir mussten beide unsere Krankenversicherungskarte vorlegen. Danach durften wir im Wartebereich Platz nehmen. Außer uns waren noch zwei heterosexuelle Paare am Warten. Es war ein etwas komisches Gefühl, denn natürlich wurden wir „gemustert“ und auch umgedreht… Es hatte dann trotz Termin ganze 1,5 Stunden gedauert bis wir zum Chefarzt gerufen wurden.
Die Methoden
Nachdem er sich die Unterlagen angesehen hatte und auch selbst einräumte, daß mein Fragebogen eher „unnötig“ ist, begann er mit der Erklärung der unterschiedlichen Methoden. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
- ICSI: Die Eizellen werden außerhalb des Körpers befruchtet und die „guten“ Eizellen werden dann später bei einem weiteren Termin wieder eingesetzt.
- IVF: Das (Spender)sperma wird mit einem Katheter direkt in die Gebärmutter eingebracht
Danach folgte eine Untersuchung meiner Frau wie beim Frauenarzt, sowie Blut und Urinkontrolle um festzustellen, ob eine Behandlung ohne weitere Medikamente (Ausnahme Eisprungspritze,welche den Eisprung für die Befruchtung auslöst) möglich ist.
Das Ergebnis wurde bis zum nächsten Termin ausgewertet.
Für unseren Termin hatte sich der Chefarzt sehr viel Zeit genommen und ging auf alle Fragen ein. Wir hatten uns sehr gut aufgehoben gefühlt.
Die Samenbank
Für beide Befruchtungsmöglichkeiten wird natürlich auch Sperma benötigt. Dieses kann man z.B. bei einer dänischen Samenbank bestellen. Dazu ist gesagt, daß es kein anonymer Spender sein darf, den man auswählt, denn das ist in Deutschland nicht erlaubt, zumindest nicht in einer Kinderwunschklinik.
Was ich aber auch verstehe, denn irgendwann will ein Kind seine biologischen Wurzeln kennenlernen und da sollte man fair genug sein, diese Entscheidung dem Kind zu lassen!
Bei der sehr bekannten Samenbank, die auch online aufrufbar ist kann man seine Auswahl treffen z.b. Augenfarbe, Größe, Haarfarbe, Alter und welche Aufbereitung das Sperma haben soll. Der Preis variiert hier je nach Anspruch und beläuft sich auf einige Hundert Euro. Zudem ist auch noch Zoll zu entrichten, was momentan 25% sind. Der Versand findet dann im Stickstoffbehälter oder mit Trockeneis statt, je nach Auswahl. Auch das Anlieferdatum kann gewählt werden. Das Sperma hätten wir direkt zur Kinderwunschklinik anliefern lassen können.
Man kann sich das Sperma auch nach Hause schicken lassen, um eine Heiminsemination durchzuführen oder auch besser bekannt als Bechermethode. Dies war auch eine Überlegung von uns. Man hat auch hier schon Positives gelesen.
Auch deutsche Samenbanken gibt es, allerdings sind viele davon nicht für Homosexuelle „offen“ und auch der Preis ist um einiges höher als im Ausland.
Rechtliches
Auch das Rechtliche wurde erläutert. Um sich vor späteren Unterhaltsleistungen von den Müttern oder dem Kind zu schützen, forderte unsere Kinderwunschklinik einen notariellen Vertrag in dem die Mütter den Arzt, sowie seine Klinik von Forderungen freistellen und die Co-Mutter, also ich mich verpflichte für meine Frau und unser Kind aufzukommen.
Dieser Vertrag wird nur bei Homosexuellen verlangt! Bei Heterosexuellen Paaren ist der Partner (Ehemann) automatisch dafür verantwortlich.
Da das aber natürlich selbstverständlich für uns war, beschlossen wir einen Termin beim Notar zu vereinbaren und danach nochmals einen Beratungstermin beim Chefarzt wahrzunehmen.
Notarvertrag
Von der Kinderwunschklinik hatten wir einen Notar empfohlen bekommen, welcher schon öfters Verträge für verpartnerte Frauen aufgesetzt hatte und dementsprechend Erfahrung hatte. Wir waren froh, dass wir nicht das „Versuchspaar“ waren…
Telefonisch machten wir einen Termin und klärten vorab die Kosten für diesen Vertrag. Laut der Dame am Telefon sollte sich der Vertrag bei circa 150 Euro belaufen – doch uns sollte noch eine böse Überraschung bevorstehen!
Also beauftragten wir den Notar. Wir bekamen auch hier wieder Fragebögen in denen wir unsere Einnahmen/Ausgaben offen legen mussten… Wielange Elternzeit genommen wird… Wie das Beschäftigungsverhältnis nach der Elternzeit geplant ist…
Was tut „Frau“ nicht alles für ein Leben zu dritt 🙂
Kein Heterosexulles Paar wird so etwas gefragt!
Eine Woche später bekamen wir den achtseitigen Vertrag zur Durchsicht. Und kurze Zeit später hatten wir den Notartermin, welcher auch 1,5 Stunden in Anspruch nahm.
Hier bekam ich einen Lachanfall und steckte dann auch noch meine Frau damit an. Damit Ihr Euch das bildlich vorstellen könnt: Man muss sich den ca. 60-Jährigen, grauhaarigen, leicht liespelnden Notar vorstellen, der total vertieft und steif seinen vorgefertigten Text runter liest und in dem gefühlt fast jedes 5. Wort ICSI, IVF & Spendersamen heißt und „Fischers Fritzes Fische“ schon fast harmlos dagegen klingen.
DER Moment bei dem der Herr Notar völlig perplex die kichernden Hühner anschaut – Herrlich! 😉
Danach ging es dann zum Unterschreiben des Vertrages und wieder eine Woche später bekamen wir und die Kinderwunschklinik jeweils eine Ausfertigung mit dem Vermerk, daß sich die Rechnung bei der Prüfstelle befindet und später zu gesendet wird.
Der 2. Termin
Nachdem das Rechtliche vertraglich festgehalten war, hatten wir den 2. Besprechungstermin in der Kinderwunsch-klinik. Bei diesem Termin gab es nun auch das Ergebnis der Tests. Es war alles in Ordnung und es stand gesundheitlich einer Schwangerschaft nichts im Wege.
Auf dieses Ergebnis hatten wir gewartet und wie beschlossen und zu Hause Gedanken zu machen ob und wann wir die Behandlung in der Kinderwunschklinik durchführen. Wir vereinbarten mit dem Chefarzt, dass wir uns melden.
Die böse Überaschung
Wie bereits bei „Notarvertrag“ erwähnt, schwante uns noch eine böse Überaschung: Die Rechnung des Notars!
Circa vier Wochen nach Zusendung des notariellen Vertrages erhielten wir die Rechnung.
Anstatt circa 150 Euro, waren es 650 Euro!
Wie kann sowas sein? Verärgert riefen wir beim Notar an und fragten nach, denn wofür gibt es die Gebührenverordnung?! Man sagte uns, daß es Probleme gab, weil wohl die Rechnungen bisher immer zu billig waren usw. Ich ärgerte mich! Denn dieser Differenzbetrag war Geld, welches für unser Wunschkind fehlte.
Das fängt ja gut an und ich fragte mich ob das ein schlechtes Zeichen für unsere Wunschkind-Planung ist und es vielleicht einfach gar nicht sein soll.
Ich war so sauer. daß ich auch dem Chefarzt eine E-Mail schrieb, denn dieser hatte uns den Notar empfohlen und so etwas warf nun auch keinen gutes Licht auf ihn! Es ging mir nicht um den Betrag ansich, sondern daß es soviel höher war, als angekündigt.
Nachdem meine Frau und ich uns zu diesem Zeitpunkt bereits Gedanken über eine Heiminsemination machten, war das für uns das „i-Tüpfelchen“ um den Versuch zu unserem Wunschkind ohne eine Kinderwunschklinik zu versuchen…